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  Treffen

Wir haben einen, vereinzelt auch mehrere, uns nahestehende Menschen durch Suizid verloren: unsere Mutter, unseren Vater, Bruder, Schwester, unseren Ehemann oder unsere Ehefrau, Lebensgefährte oder Lebensgefährtin, unsere Tochter, unseren Sohn, unseren guten Freund oder unsere gute Freundin. Der Verlust ist bei manchen von uns erst wenige Monate und bei anderen viele Jahre her. Er hat unsere Leben schlagartig verändert. Fragen tauchen auf, die uns nicht loslassen, und die wir am Ende häufig nie ganz beantworten können: Warum hat er nichts gesagt, warum habe ich nichts gemerkt, warum hat sie sich nicht helfen lassen, warum habe ich an der Stelle dieses und an anderer Stelle nichts gesagt…?

Für unsere Angehörigen war der Tod der letzte Ausweg. In den Gesprächen miteinander stellen wir fest, dass die meisten von ihnen bereits länger große Schwierigkeiten mit sich und der Welt hatten. Gleichzeitig waren viele von ihnen sehr gut darin, diese Seite vor uns zu verbergen. Egal, ob wir von Schwierigkeiten wussten, oder tatsächlich im Glauben gelassen wurden, dass alles in Ordnung sei: am Ende wurden wir alle unfassbar überrascht von der Selbsttötung. Jeder unserer Angehörigen hat ihre ganz eigene Geschichte, und jede von uns erlebt den Verlust wiederum auf seine ganz eigene Art und Weise. Und doch verbindet uns, dass dieser Verlust ein enormer Schock für uns ist, unser Urvertrauen erschüttert, unser Weltbild ins Wanken bringt und unsere Leben plötzlich und unvermittelt vor ganz neuen Herausforderungen stellt.

In dieser Gemeinsamkeit tauschen wir uns aus. Wir zeigen unsere Trauer, äußern unsere Fragen, unsere Schuldgefühle, unser Entsetzen, unsere Wut, unsere Ohnmacht… erzählen uns unsere Erfahrungen mit Mitmenschen und Behörden nach dem Suizid oder auch mit professionellen Helfern. Wir versuchen uns gegenseitig zu stärken und immer wieder etwas mehr zu verstehen. Nicht zuletzt bieten uns unsere Treffen die Gelegenheit, unserer lieben Verstorbenen zu Gedenken. Denn die Welt da draußen dreht sich weiter, ziemlich schnell sogar, und da kann es guttun, einen Ort zu haben, an welchem der Suizid des Angehörigen Raum und Platz hat.

Wir sind keine professionelle Helfer. Wir ersetzen keine Ärzte, Psychotherapeuten, Seelsorger, oder andere professionelle Begleiter und Berater.

Wir treffen uns immer am ersten Donnerstag im Monat von 18:30 - 20:30 Uhr in Osnabrück. Innerhalb dieses Rahmens haben wir keine festgelegten Abläufe, Gesprächsleitfaden oder ähnliches, sondern treffen uns zum freien Gespräch. Wir sind eine offene Gruppe, in welcher keine Teilnahmepflicht besteht. Eine jede ist herzlich willkommen beim nächsten Mal wieder dabei zu sein, und jeder darf selbstverständlich ein Treffen auch ausfallen lassen, wobei wir in diesem Fall für eine kurze Abmeldung zur besseren Planung dankbar sind. Wichtig finden wir, dass es einen ersten Kontakt (siehe „Kontakt“) gibt, bevor Sie an einem Gruppentreffen teilnehmen. So können wir Ihre Situation aufnehmen, uns Zeit für Fragen und vielleicht auch Ängsten nehmen, und uns auf eine mögliche neue Teilnahme einstellen.

Aktuell besteht unsere Selbsthilfegruppe aus 15 aktiven, d.h. mehr oder weniger regelmäßig teilnehmenden, Mitglieder/-innen. Da die Teilnehmerzahl immer etwas variiert, finden sich in unseren Treffen derzeit zwischen 5 und 10 Angehörige um Suizid zusammen. Jede/-r Erwachsene, der einen nahestehenden Menschen durch Suizid verloren hat, ist bei uns willkommen. Zur Begleitung von trauernden Kindern und Jugendlichen verweisen wir auf das SPES VIVA Trauerland in Belm (www.trauerland-os.de).

Gelegentlich organisieren wir Außerregelmäßiges. So haben wir 2007 die AGUS-Ausstellung "Gegen die Mauer des Schweigens" in der St. Katharinenkirche in Osnabrück und 2008 einen offenen Vortragsabend mit Frau Assman, Leiterin der AGUS-Selbsthilfegruppe in Iserlohen, organisiert. 2010 haben wir ein internes Trauerseminar unter professioneller Begleitung im Hospiz in Osnabrück organisiert und gestaltet. In 2013, 2015 und, zuletzt, im Sommer 2020 haben wir unter kunsttherapeutischer Leitung einen Kreativworkshop gemacht, und 2017 hatten wir mit Herrn Achenbach einen professionellen Trauerbegleiter zu Besuch in einem unserer Treffen.